Das Drachenmädel

Ganz weit weg von hier lebte einmal eine Drachenfamilie. Da gab es Mama und Papa Drache und vier Drachenjungs. Die hießen Donner, Pfeil, Regen und Gewitter und waren bald im ganzen Land gefürchtet, weil sie so gut konnten Feuer spucken konnten. Ein paar Bauern kokelten sie sogar die ganze Scheune ab.
Eines Tages bekam Mama Drache wieder ein Baby. Sie hatte lange überlegt und wollte ihm den Namen Ecke geben. Als sie es jedoch in die Arme nahm, stellte sie fest, dass es ein Mädchen war, und der harte Name wollte nicht so recht zu ihm passen. So nannte sie es Flämmchen.

Das Drachenmädel wuchs heran, und an einem regnerischen Tag war es endlich so weit, dass sie das erste Mal mit ihren Brüdern auf Streifzug gehen durfte. Zu fünft flogen sie über das Land, und alle Menschen flüchteten ängstlich in die Häuser.

Plötzlich merkten Donner, Pfeil, Regen und Gewitter, dass ihre Schwester hinter ihnen zurückgeblieben war. Sie flogen zurück, um sie zu suchen. Endlich fanden sie Flämmchen auf einer Lichtung, wo sie sich angestrengt bemühte, einen Haufen Reisig zu entzünden.  Sie blies und blies, doch sie war noch zu klein, und es gelang ihr nicht.
"Was machst du hier?", fragte Kante.
"Dem Mann ist kalt, ich möchte ihm helfen ein Feuer zu machen", Flämmchen zeigte auf einen alten Mann.
Pfeil schnaufte ungläubig durch die Nase. "Drachen vernichten Ernten", erklärte er. "Sie sind nicht dazu da den Menschen zu helfen." Die Drachenbrüder nickten zustimmend.
"Macht es nicht viel mehr Spaß zu helfen, als anderen Angst einzujagen?", Flämmchen ließ nicht locker.
Pfeil wollte gerade heftig mit dem Kopf schütteln, als sein Blick auf den armen Mann fiel, der völlig durchnässt und vor Kälte und Angst zitternd am Rand der Lichtung stand. Dann blickte er zu Flämmchen, die ihn mit großen Augen ansah und auf seine Antwort wartete. Beschämt senkte er den Kopf. "Du hast ja recht", gab er zu und entzündete mit einem einzigen kleinen Atemstoß ein wärmendes Feuer.

Von da an bemühten sich die Drachen die Menschen zu unterstützen, und bald hatte niemand mehr Angst vor ihnen. Besonders glücklich waren die Kinder, wenn sie auf dem Drachenrücken eine Runde um ihr Haus fliegen durften, bevor sie die Drachen vorsichtig ins Bett plumpsen ließen. Danach schliefen sie ganz schnell ein und träumten davon, auch ein Drache zu sein.